Rezensionen längst vergriffener Werke: Klaus Ferentschik: Schwelle und Schwall

»Die Geschichte einer Frau, erzählt ausschließlich mit femininen Substantiven. Die Geschichte eines Mannes, erzählt ausschließlich mit maskulinen Substantiven.« verspricht der Klappentext des Doppelromans an der Stelle, an der sonst die Begabung zu spannendem Erzählen, sprachliche Brillanz und Einfühlungsvermögen, die der Autor mit seinem Werk unter Beweis stellt, gelobt werden.

Was das soll? Regeln und Freiheiten der Sprache werden praktisch und spielerisch ausgelotet, indem ein Autor sich zusätzliche, willkürliche Zwänge auferlegt. Potentielle Literatur heißt die Gattung solcher Werke, besonders bekannt sind die OuLiPo-Autoren, unter ihnen vielleicht vor allem Raymond Queneau, Oskar Pastior und der mit dem letzten Band der SZ-Bibliothek zum fünfzigstwichtigsten Autor des zwanzigsten Jahrhunderts erhobene Italo Calvino.

Klaus Ferentschik schränkt die Sprache beim grammatischen Geschlecht ein. Das ist interessant, weil das sich Bild, das man bei der Lektüre im Kopf hat, ändert. Das ist oft etwas umständlich, leider auch mehr als notwendig gewesen wäre. Zusätzlich ist die Geschichte zum Teil etwas fad. Weniger schlimm, wenn auch in stärkerem Widerspruch zum Klappentext und den anderen Rezensionen ist, daß sich auf Seite 134 ein gar nicht so maskulines auf den gelbgestrichenen Behälter aufgeklebte schwarze Horn findet.

Insgesamt ein für solchen Sprachspielen Aufgeschlossene lesenswertes Buch, aber nicht ohne Schwächen. Und vergriffen ist es auch.