Toscanischer Filettopf

Draußen herrschein seit fünf Uhr Minusgrade und Dunkelheit. Ganz Tübingen steckt in einer Winterdepression. Ganz Tübingen? Nein. Ganz oben in einem kleinen Haus steht ein kleiner Koch, den die Tomatenflecken auf seiner Hose daran erinnern, daß er sich eigentlich eine Schürze zulegen wollte, und arbeitet an seinem Traum von Sonne, Strand und Mittelmeer. Dem oberflächlchen Beobachter entgeht, daß er dabei statt The Mediterranean von The Beautiful South, das ihn zusammen mit anderer Musik durch so manchen kalten Tag dieses Herbstes begleitete, Die Tochter von Jessica Durlacher hört. Da kann man mal wieder sehen, daß der oberflächliche Beobachter kein guter Zuhörer ist, könnte die Distanz zwischen zwei Formen der Unterhaltung unter Ausnutzung der Ohren kaum größer sein als die zwischen Hörbuch eines anspruchsvollen Romans und seichter Popmusik. Der kleine Koch dagegen, dem oft vorgeworfen worden ist, er höre zum Beispiel am Telefon gar nicht recht zu, wird sich, bloß weil der Lautsprecher seines Telefons gelegentlich aussetzt - nichts also, was ihn hinderte, seine Tiraden auf die wehrlosen (weil zum Auflegen in ihrer Befangenheit nicht befähigten) Anrufer loszulassen -, innerhalb von drei Tagen ein neues Telefon kaufen, damit ihm auch keines der kostbaren Worte seiner geschätzten Gesprächspartner entgehen möge. Doch nicht dem Kampf des kleinen Kochs gegen die Windmühlen der moderenen Kommunikationsproblemgesellschaft gelten diese Zeilen und wir sollen schnell in die Tübinger Küche, also zum Mittelmeer, zurückfinden.

Noch wird aber gesucht...