Zimmertheater: Der Bau nach Franz Kafka

Eine Erzählung Kafkas als Theatervorlage? Schwierig. Unmöglich? Offenbar nicht, denn Cornelia Schönwalds Inszenierung von Der Bau ist rundherum gelungen. Im Hörsaal der alten Anatomie erläutert Uta Krause mit Dia- und Tafelunterstützung Zweck und Form ihres Baus und verfällt dabei immer mehr dem Wahn, der seine Konstruktion angestoßen hat. Streckenweise - mit unmerklichen Übergängen - wird auch der Bau selbst zum Ort des Geschehens. Lacht der Zuschauer am Anfang noch leicht und gern über das skurrile Wesen, das da unten hektisch-umständlich sein Schutzbedürfnis und die zu seiner Befriedigung getroffenen Maßnahmen erläutert, so wächst während der langen Zeit manischen Umherirrens zwar keinerlei Mitleid aber dafür eine erhebliche Irritation. Oberflächlich betrachtet könnte man meinen, hier offenbare das Theaterstück seine Schwäche, tatsächlich käme aber diese Forderung, den Bau als Komödie aufzufassen, der Klage gleich, die Verwandlung regte den Appetit nicht an. So ist der Zuschauer zwar dankbar für die Erlösung, die auch ihm das Ende des Stücks mit dem uneingeschränkt verdienten Schlußapplaus bietet, doch daß diese nötig ist und als solche empfunden wird, ist Ausfluß - und Beweis - der Intensität der zielsicher heraufbeschworenen Bedrückung, die der Bau auch aufgeführt hinterlassen muß. Eine eindrucksvolle Bühnenadaption der starken Kafkaschen Erzählung.