Ausstellungen: Duckomenta und Bordell und Boudoir

Die beiden Tübinger Ausstellungen, die im Augenblick die größte Resonanz finden. In der Duckomenta werden die verschiedenen Sammlungen von der Urgeschichte über die klassische Archäologie bis zur Abgußsammlung mit Entenfunden ergänzt. Das ist gut, kann die Ausstellung so ihre Parodien direkt gegen die "seriösen" Exponate positionieren, was den Spaß gegenüber einer eigenständigen Schau erheblich vergrößert. Möglicherweise wäre es subtiler, auf die großen roten Entenfüße an allen präparierten Schaukästen zu verzichten, aber gewisse Zugeständnisse muß man an das Populäre der Popkultur gerne machen. Ob der gelungenen Integration in die Dauerausstellung fällt leider auf, daß die meisten der überaus gelungenen Gemäldeparodien etwas verloren zwischen den Abgüssen hängen, weil es im Schloß keinen besseren Platz gibt. Insgesamt ist ein Ausstellungsbesuch ein großer Spaß quer durch die Geschichte, von der geschnabelten Venus von Willendorf bis zum Ché Guevaras Konterfei auf einem Plakat Libertad para los patos.

Einen ernsthafteren Anspruch hat die Ausstellung Bordell und Boudoir in der Kunsthalle, die, Schauplätze der Moderne untertitelt, Werke von Cézanne, Degas, Toulouse-Lautrec und Picasso zeigt. Vieles von dem, was gezeigt wird, hat seine Anstößigkeit schon verloren, einiges - Toulouse-Lautrecs Selbstkarikatur dabei, einen Blow-Job zu bekommen, oder einige von Picassos Radierungen - hat immer noch eine deutliche pornographische Note, die auch den Tabubruch, den die Maler begingen, fühlen läßt. Die Ausstellung überzeugt durch ein sehr gutes Konzept, das die Entwicklung und die Beeinflussung der Maler herausarbeitet und vor allem durch die hervorragende Qualität der gezeigten Werke. Sehr angenehm ist auch die Konzentration auf die vier Künstler, so daß man sich beim Betrachten nicht ständig auf völlig neue Stilrichtungen einstellen muß.